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Nachhaltig verpackt!

Die Strategie von IMTRON

17.12.2019

Fokus nachhaltig! Die Verpackungsstrategie von IMTRON

Bei der Herstellung der Eigenmarken-Produkte fällt auch Verpackungsmüll an. Diese Mengen zu reduzieren und die Verpackungen selbst nachhaltiger zu gestalten, ist Ziel der Verpackungsstrategie der IMTRON. Was genau steckt hinter dieser Strategie? Wie nachhaltig ist das Verpackungsmanagement der IMTRON? Die Sustainability News hat dazu mit Kamilla Schafmayer, Expertin für Sustainability, Compliance und Contract Management bei der IMTRON, gesprochen.

Das Vermeiden von nicht notwendigen Verpackungen gehört zu den großen Nachhaltigkeits-Herausforderungen für Hersteller und Händler im Bereich Consumer Electronics. Denn Verpackungen verursachen Müll. Laut Umweltbundesamt ist das Verpackungsmüllaufkommen in den letzten Jahren weiter stark gestiegen – auf 18,7 Millionen Tonnen im Jahr 2017 – im Schnitt entfallen damit auf jeden Bundesbürger rund 226,5 Kilogramm. Ein neuer und unerfreulicher Rekord für die Umwelt und den Verbrauch von Rohstoffen.

Es geht auch anders. Dass sich das Problem Verpackungsmüll mit der richtigen Strategie konsequent anpacken lässt, zeigt die IMTROM GmbH, eine 100% -ige Tochtergesellschaft der MediaMarktSaturn Retail Group, die für die Beschaffung der Eigenmarken ok., PEAQ, KOENIC, TechnoStar und ISY verantwortlich ist. Kamilla Schafmayer gibt Einblick in die IMTRON-Strategie und erste bereits umgesetzte Vorhaben. Die 34-jährige Volljuristin ist seit zwei Jahren als Expertin für Sustainability, Compliance und Contract Management bei der IMTRON beschäftigt.

Frau Schafmayer: Bei der Herstellung und dem Vertrieb der Eigenmarkenprodukte fällt Verpackungsmüll an. Können Sie uns kurz erläutern, um welche Verpackungen und Verpackungsarten es in welchen Stufen der Wertschöpfung geht?

Bei IMTRON geht es prinzipiell um zwei Verpackungsarten, die entlang der Wertschöpfungskette von der Produktion eines Produktes bis zu seiner Präsentation im Markt anfallen. Zum einen haben wir die Verkaufsverpackung: Das ist der Karton, in dem die Ware (vor allem kleinere Geräte wie Wasserkocher, Haartrockner oder Bügeleisen) tatsächlich in den Märkten im Regal steht. Diese Verpackung dient auch der Produktpräsentation, muss also verkaufsoptimiert sein, sprich: attraktiv aussehen. Bei der anderen Verpackungsart handelt es sich um die Transportverpackungen bzw. Exportkartons, die das Produkt beim Transport vor Schäden schützen sollen. Kleinere Produkte werden in der Regel nicht einzeln transportiert, sondern zu Produkteinheiten  in einem großen Transportkarton gebündelt.

Bei Haushaltsgroßgeräten sieht die Situation anders aus. Vier Kühlschränke lassen sich schwerlich in einen Karton packen, entsprechend hat jedes Gerät eine eigene Transportverpackung, die dem Schutz vor Beschädigung dient. Sie benötigen auch keine präsentable Hochglanzverkaufsverpackung. Denn die Geräte werden im Markt ohne Verpackung ausgestellt. Für den Weg in den Haushalt des Kunden benötigt das Gerät nur eine Transportverpackung.

Welche Packmaterialien werden bei IMTRON eingesetzt?

Wir verwenden in der Regel drei Materialarten: Pappe für Kartons sowie Innenverpackungen, Plastik (Plastikbeutel im Karton für Kleinteile oder den besonderen Schutz vor Feuchtigkeit) und bei Bedarf Styropor. Styroporlayer schützen sensible Produkte wie Bildschirme oder TV-Geräte vor Druck und Stößen, berücksichtigen also besondere Sicherheitsaspekte. Bei sehr großen Geräten wie beispielsweise Gefrierkombinationen wird in der Verpackung manchmal auch Holz verarbeitet. Auch hier geht es um die Sicherheit: den Schutz des Produktes auf seiner Reise.

Und wie werden die genannten Wertstoffe in den Kreislauf zurückgeführt?

Entsorgung und Recycling sind für uns unter dem Nachhaltigkeitsaspekt extrem wichtig. Als Hersteller von Elektronikprodukten zählen Entsorgung und Recycling aber naturgemäß nicht zu den Kernkompetenzen der IMTRON. Deshalb haben wir diese Aufgabe an zertifizierte Dienstleister ausgelagert. Sie übernehmen die fachgerechte Entsorgung, koordinieren die Wiederverwertung und das Recycling der enthaltenen Rohstoffe. Wir arbeiten hier mit zwei  kompetenten und verlässlichen Partnern, sodass wir in diesem Bereich gut aufgestellt sind.

Alles auf anders? Die neue Verpackungsverordnung und ihre Auswirkungen auf die IMTRON 

Zum 1. Januar 2019 wurde in Deutschland die alte Verpackungsverordnung (VerpackV) durch das neue Verpackungsgesetz 2019 (VerpackG) abgelöst. Dieses bringt neue Regelungen zu Verkaufs- oder Umverpackungen, Transportverpackungen und Verpackungsmaterialien mit sich.

Frau Schafmayer, welche Veränderungen ergeben sich aus der neuen Gesetzgebung für die IMTRON?

IMTRON betreffen insbesondere die Herstellerpflichten. Wir haben uns aber schon vorher mit diesem Thema auseinandergesetzt. Mit der neuen Verpackungsordnung gibt es nun eine zentrale Stelle, bei der eine Registrierung der Verpackungsmengen vorzunehmen ist. Das sehen wir positiv. Die neue Registrierungspflicht und die obligatorischen Mengenmeldungen erhöhen die Transparenz im Markt, was wir ausdrücklich begrüßen. Die IMTRON ist hier bestens aufgestellt, denn auch vor Inkrafttreten haben wir bereits freiwillig umgesetzt, was heute für alle Hersteller Pflicht geworden ist. Einmal im Jahr lassen wir von einem unabhängigen Prüfer ein Audit durchführen und erhalten hierfür ein Testat, das uns bescheinigt, die korrekten Mengen gemeldet zu haben. Wir werden durch einen unabhängigen Prüfer auditiert. Das letzte Audit haben wir wieder erfolgreich bestanden. Ob freiwillig oder verpflichtend: die externe Überprüfung unterstreicht einmal mehr, dass wir transparent arbeiten.

Nachhaltigkeitsinitiative mit Wirkung: die Verpackungsrichtlinie der IMTRON

IMTRON hat bereits 2013 eine eigene Verpackungsrichtlinie verabschiedet, die sich an den fünf Werten Remove, Reduce, Re-use, Renew und Recycle orientiert. Das Ziel: langfristig weniger Material einzusetzen, das Verpackungsvolumen insgesamt zu reduzieren und den Einsatz neuartiger – und umweltfreundlicherer – Verpackungsmaterialien voranzutreiben. Das Thema Verpackung wird im Unternehmen kontinuierlich neu beleuchtet.

Was genau versteckt sich hinter den fünf Werten und welche konkreten Ziele verfolgt die Richtlinie?

Unsere Verpackungsrichtlinie ist Teil der Kommunikation mit unseren Lieferanten. Wir geben diesen damit einen Leitfaden an die Hand, nach dem sie sich zu richten haben. Dieser orientiert sich auch an unseren fünf Werten – ein abgestuftes Wertesystem, das auf den Gesetzen der Kreislaufwirtschaft basiert: Vermeiden, Verringern, Wiederverwenden, Erneuern und Wiederaufbereiten.

Allerdings bewegen wir uns hier in einem Spannungsfeld: einerseits wollen wir den Verpackungsmüll reduzieren, andererseits müssen unsere Produkte hohen Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen genügen. Und diese zu erfüllen, braucht es eben oft die entsprechende Verpackung, die die Ware schützt. Wir erhalten häufig Anfragen zu weiteren Reduzierungsmöglichkeiten und sind stets für neue Anregungen offen. Unser Motto: was machbar ist, wird auch getan, jedoch gibt es Grenzen: Unsere Produkte haben eine lange Reise zu absolvieren, bis sie in den Märkten stehen. Und auf dieser Reise müssen sie geschützt werden. Vor Feuchtigkeit und Verschmutzung, bei empfindlichen Geräten wie Bildschirmen oder Laptops auch vor möglichen Beschädigungen durch Druck.

Grundsätzlich sind wir für Innovationen und neue Verpackungsmaterialien aufgeschlossen. Jede Anregung wird ergebnisoffen diskutiert. Machbare Veränderungen nehmen wir auf und setzen sie um. So wie bei der Verpackung von LEDs geschehen. Diese Waren wurden vor gar nicht langer Zeit in komplett aus Plastik bestehenden Vollblister-Verpackungen verkauft. Mittlerweile setzen wir hier auf reine Papierverpackungen aus recyceltem Papier, das in Deutschland produziert wird.

Wir stellen fest, dass alle Stakeholder umdenken und immer wieder neue Ideen auf den Tisch kommen – eine sehr positive Entwicklung. Wenn es um das Thema Verpackungen geht, wird viel bemängelt. Aber wir beobachten immer wieder frische Denkanstöße, die auch umgesetzt werden. Und das ist richtig gut.

Welche Materialien sollen eingespart oder ersetzt werden?

Ganz klar Plastik! Wie gerade gesagt: LEDs werden jetzt in Papier verpackt. Intern wird zudem ständig geprüft, ob sich umweltfreundlichere Verpackungen ausneuartigeren Materialien anbieten. Das ist ein permanenter Prozess, an dem wir aktiv dranbleiben.

Wie geht  IMTRON das Thema Materialreduktion und Verpackungsoptimierung an?

In einem Projekt im Rahmen eines Förderprogramm haben wir gemeinsam mit jungen Kollegen aus der MSD Verpackungen auf ihre Bestandteile analysiert. Wir haben Beispielverpackungen aus verschiedenen Produktkategorien beleuchtet und diese auf den Ist-Stand, vorhandene Verpackungselemente und Austauschmöglichkeiten untersucht. Dieses Projekt läuft weiter, auch, weil sich eine Verpackung nicht von heute auf morgen umstellen lässt.

Über die IMTRON-Wertschöpfungskette behalten wir zudem im Blick, was unsere Lieferanten sicherstellen können. In unserem Preissegment müssen diese eine sehr hohe Qualität und Funktionalität liefern. Und wir müssen dann wiederum prüfen, welche Verpackungsbestandteile sich möglicherweise durch verträglichere Materialien austauschen lassen. In diesem stetigen Prozess kleiner Schritte befinden wir uns gerade – eine Aufgabe, die sich angesichts des breiten Produktportfolios natürlich nicht von heute auf morgen bewältigen lässt. So beleuchten wir auch Verpackungsfaktoren wie Kleber. Wie gesagt: es gibt sehr viele Möglichkeiten, die aber immer unter der Machbarkeit betrachtet werden müssen. Im Fall von Kleber aus umweltfreundlicheren Materialien muss beispielsweise geprüft werden, ob er dem standhält, was er für die Verpackung leisten muss. Hier sind wir in der Machbarkeitsanalyse, die Ergebnisse sind also noch nicht in den Workflow integriert.

Generell beschäftigen wir uns auch mit neuen Trends und Verpackungsinnovationen, die wir dann auf ein übergreifendes Umsetzungspotenzial für unser Produktportfolio untersuchen.

Gibt es bereits erste Erfolge oder konkrete Leuchtturmprojekte?

Die gelungene Verpackungsumstellung bei den LED-Leuchten zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Ein weiteres groß aufgelegtes Projekt betrifft unsere ISY-Tinte: bereits seit 1.10.2019 bietet die IMTRON wiederaufbereitete und wiederbefüllbare Tintenkartuschen für ein breites Druckersortiment von Brother bis HP – günstiger und umweltfreundlicher als vom Originalhersteller. Damit muss keine Kartusche mehr in den Müll wandern. 

Zudem wurde im vergangenen Geschäftsjahr beschlossen neue Vorgaben zum Thema Plastikvermeidung umzusetzen: Ab sofort sollen soweit wie möglich unnötige Verpackungsteile aus Plastik weggelassen werden. Das wurde umgehend an unsere IMTRON-Lieferanten kommuniziert. Die klare Ansage: sobald Plastikbeutel verarbeitet werden, die nicht notwendig sind, sind diese wegzulassen.

Wenn es um Umwelt und Nachhaltigkeit geht, bleiben wir bei der IMTRON dran. Versprochen!

Vielen Dank für das Gespräch!