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22.10.2019

Leih. Mich. Aus. Mieten statt kaufen

Was hat sich seit der Einführung der Mietangebote bei MediaMarkt und Saturn getan? Die Sustainability News sprach mit Johannes Brancke, Vertriebsleiter bei MediaMarktSaturn Deutschland.

Die so genannte „Sharing Economy“ stellt seit einigen Jahren gewohnte Wirtschaftskonzepte gehörig auf den Kopf. Prinzipiell handelt es sich hier um ein Geschäftsmodell, das auf dem Teilen von Ressourcen basiert. Genau dafür begeistern sich immer mehr Menschen. Das Modell ist dabei gar nicht so neu. In der Landwirtschaft haben sich kleine Betriebe, die sich nicht jede teure Maschine leisten konnten, schon den 1950er Jahren in Form von Maschinenringen organisiert und notwendige Beschaffungen gemeinsam finanziert oder Landmaschinen unter einander verliehen.

Die Digitalisierung schafft immer neue Möglichkeiten für das Teilen und Mieten von Gütern und Dienstleistungen – zum Wohle des Konsumenten und der Umwelt. Die Sharing-Economy wird immer mehr zu einem Geschäftsmodell. Start-Ups und etablierte Player treten an, um mit Verleihen statt Verkaufen Geld zu verdienen.

Verkaufen Geld zu verdienen.

Weniger ist mehr

Der Trend geht vom Besitzen zum Nutzen. Laut einer Statista-Umfrage von 2017 erklären ein Drittel der befragten Deutschen, dass sie für Mietangebote aufgeschlossen sind – im Elektronikbereich sind es 38 Prozent.

Und die relativ junge Sharing-Branche entwickelt weiter. Es gibt mittlerweile kaum etwas, was sich nicht mieten lässt. Immer neue Apps und die Verbreitung von Smartphones sorgen dafür, dass das Ausleihen für den Kunden zum Kinderspiel wird. Auch nicht ganz unwesentlich, denn die Nutzerfreundlichkeit beim Online-Verleih spielt für Konsumenten keine geringe Rolle.

online mietgeräte

Klar ist: wer ein Produkt mietet, sorgt automatisch dafür, dass dieses besser ausgelastet wird und damit günstiger in der Nutzung ist. Zudem werden wertvolle Ressourcen geschont, die bei der Neuproduktion anfallen. Und noch ein ganz menschliches Argument spricht für das Mieten: Niemand muss auf ein heißbegehrtes oder situationsbedingt erforderliches Produkt verzichten!

MediaMarktSaturn hat den Trend zum Ausleihen bereits 2017 erkannt und in die Tat umgesetzt. 2017 startete der „Miet-mich“-Verleihservice bei MediaMarkt – zunächst online und in ausgewählten Testmärkten. Seit Anfang 2018 bietet auch Saturn mit „Einfach mieten“ einen eigenen Verleihservice an, seit Anfang 2019 ist dieser flächendeckend in allen Märkten verfügbar – und natürlich auch online.

einfach mieten

Mieten. Ausprobieren. Entscheiden.

Der Service, den MediaMarkt und Saturn mit dem Partner Grover anbieten, funktioniert denkbar einfach: Im Markt sind die Produkte durch Zusatzschilder gekennzeichnet, so dass der Kunde sehr leicht erkennt, welche Produkte gemietet werden können. Im Onlineshop besteht bei den entsprechenden Produkten die Auswahlmöglichkeit zwischen „Kaufen“ und „Mieten“. Wird das Produkt im Markt gemietet, kann es direkt mit nach Hause genommen werden. Erfolgt die Bestellung online, wird das Produkt kostenfrei nach Hause geliefert und kann nach Laufzeitende kostenlos zurückgesandt werden.

Auch für Unternehmen bieten MediaMarkt und Saturn einen Mietservice speziell für Office-Equipment an. Der Abwicklungspartner Grover sorgt dafür, dass die Produkte zum Kunden kommen und nach Mietende wieder abgeholt werden. Gemietet werden kann online und direkt in den Märkten.

Zeit für einen kurzen Check: Wir wollten wissen, wie sich das Mietangebot von MediaMarkt und Saturn in der Praxis bewährt hat.

Herr Brancke, der flächendeckende Rollout des Produktverleihs bei MediaMarkt und Saturn deutet darauf hin, dass die Testphase ein Erfolg war.

Können Sie das bestätigen und uns ein paar aktuelle Zahlen zur Vermietung nennen?

Nach einer erfreulichen Online-Testphase setzt sich das Mietangebot auch in den Märkten durch. Wir quantifizieren den Erfolg anhand der Mietdauer. Als wir in das Mietgeschäft einstiegen, war das Produkt eine Art Innovationswiese: Wir wollten den Kunden in Kontakt mit Technologien wie VR-Brillen, neuen Handys und ähnlichen Produkten bringen. Es war uns bewusst, dass die Mietdauer relativ kurz sein würde. In dieser Phase ging es uns um das Bekanntmachen mit dem Produkt. Das hat sich in den letzten zwei Jahren radikal verändert. 

Wir sehen, dass die Kunden die Geräte heute wirklich dauerhaft mieten. Die durchschnittliche Mietdauer z.B. bei Smartphones beträgt 12 Monate. Die Kunden mieten also zum Gebrauch und nehmen das Mieten als weitere Zahlungsoption zusätzlich zur Finanzierung, dem Kauf oder einem normalen Vertragsabschluss an. Noch sehr viel wichtiger: heute geht es um Vermietung in Kombination mit Service. Die Kunden mieten nicht nur das Produkt. Sie mieten – Beispiel Fernsehgeräte in den Märkten – immer häufiger auch die Lieferung und den Aufbau dazu. Mietpakete für Smartphones kommen gleich mit einer Schutzfolie, die über eine laufende Aktion informiert – zum Beispiel Serviceangebote. Wir sind überzeugt, dass wir die beiden Produkte Mieten und Service auf Dauer zusammenbringen können.

Worin unterscheiden sich die Mietangebote bei MediaMarkt und Saturn?

Grundsätzlich gibt es bei beiden Marken keinerlei Unterschiede beim Mietangebot. Abgesehen von individuellen Einzelaktionen sind die Bandbreite der zur Miete angebotenen Produkte und die Preise identisch. Wir unterscheiden allerdings bei Mietangeboten für Privat- und Geschäftskunden. Privatanmietungen überwiegen deutlich, aber die B2B-Anmietung hat bereits heute einen Anteil von 10%. Hier geht es um andere Anforderungen, andere Arten von Geräten, zum Beispiel an Notebooks, und ganz andere Stückzahlen. Wir erleben vor allem die Anmietung von Geräten im Rahmen von Projekten. Ein typisches Beispiel: kurzfristig werden für ein IT-Projekt 20 Mitarbeiter angeheuert und der Kunde mietet die technische Ausstattung für die Projektdauer – in der Regel ein halbes Jahr. Im nächsten Schritt wollen wir unser B2B-Mietangebot neben der Hardware auch um das passende Office-Paket und weiteres Equipment für den Bedarfszeitrahmen ausweiten.

In welchen Produktgruppen werden Geräte zur Miete angeboten?

Stärkste Mietproduktgruppe sind nach wie vor Smartphones gefolgt von Tablets und Notebooks. Danach folgen die Smartwatches, der gesamte Smart-Home-Bereich und dann VR – das sind zurzeit unsere Hauptnutzer. Hinzu kommt der Bereich Kaffeeautomaten, in dem das Angebot noch deutlich kleiner ist. Ende 2019 starten wir mit einem neuen Bereich, von dem wir uns viel erwarten: der Vermietung von Elektrorollern. MediaMarkt und Saturn gehen hier einen eigenen Weg: der Kunde kann den Roller inklusive Versicherungsabschluss direkt im Markt mieten und gleich aus dem Markt rollen. Im Vergleich zur teuren Kurzzeitmiete der bereits aktiven Anbieter ist dieses Angebot hochinteressant für den Kunden: er hat den angemieteten Roller zum festen Monatspreis und versichert stets zur Verfügung – es ist nämlich „seiner“ und kann nicht von jemand anderem besetzt werden.

Wie viele Produkte sind es insgesamt?

Unser Mietportfolio wächst beständig und wird in Kürze mehr als 2.000 Produkte umfassen. Das Portfolio wird in den Märkten noch einmal stark erweitert: um immer mehr mietbare TV-Geräte aber auch um Produkte, die es nur im Markt gibt – so der Elektroroller als neuer Sortimentsblock.

Können Sie uns sagen, wie lange ein Produkt im Durchschnitt gemietet wird?

Die Mietdauer pro Bereich unterscheidet sich stark. Mit durchschnittlich 12 Monaten werden Smartphones am längsten gemietet. Bei Digitalkameras verzeichnen wir mit vier bis acht Wochen im Durchschnitt die kürzeste Mietzeit. Das weist darauf hin, dass die Kunden situativ mieten: Die Action-Kamera muss mit in den Urlaub oder auf eine Veranstaltung. Beim Smartphone steht die Chance auf das immer brandneue Gerät im Vordergrund: es wird gewechselt, wenn ein neues Gerät auf den Markt kommt, in der Regel im Jahresrhythmus. Für andere Geräte liegt die Mietdauer bei circa drei bis sechs Monaten.

Werden bei der so unterschiedlichen Mietdauer auch die Preise entsprechend angepasst?

Hier gilt ganz klar: Die Nutzungsdauer bestimmt den Preis! Unser Anreizsystem ist eine variable monatliche Mietpreisgestaltung, über die wir die Kunden in Richtung längere Mieten führen möchten. Je länger ein Kunde mietet, umso günstiger wird es.

Herr Brancke, moderne Kunden erwarten von Unternehmen Erlebnisse, die sie in ihrer Lebenssituation abholen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen. Für diese – nicht nur digitale – Customer Experience sorgen auch Verleihangebote, die diesen Anforderungen Rechnung tragen. Nicht jeder will sich gleich ein neues TV-Gerät in die Wohnung stellen. Und im schnelllebigen Technologiebereich sind Mietgeräte oft die finanziell günstiger Variante, zumal MediaMarkt und Saturn beispielsweise bei Schäden an Mietgeräten 90% der Kosten übernehmen.

Deshalb würden wir abschließend noch gerne erfahren, wie MediaMarkt- und Saturn-Kunden auf das Mietangebot reagieren und einen Blick in die Zukunft werfen.

Haben Sie bereits konkretes Feedback zu diesem Service erhalten – online oder im Markt? Äußern Mietkunden spezielle Wünsche, fragen sie zum Beispiel weitere Produkte nach?

Ja, wir erhalten sehr direktes Kunden-Feedback über unsere Social-Media-Kanäle. Ist beispielweise ein bestimmtes Mietprodukt im Markt vor Ort nicht verfügbar oder lässt sich ein bestimmtes Produkt noch nicht mieten, so geben uns die Kunden hierzu direkte und auch durchaus kritische Rückmeldung. Hat das Mieten gut geklappt – zum Beispiel bei B2B-Kunden, die damit schnell und einfach Zugriff auf die benötigte Hardware erhielten – wird auch das positive Erlebnis kundgetan. Generell zeigt uns das Feedback, dass sich unsere Kunden einen weiteren Ausbau unseres Miet-Portfolios wünschen. Darauf reagieren wir: Wir werden noch mehr Produkte aufnehmen und auch den Sortimentsbereich erweitern. 

Und wie wird sich Ihrer Ansicht der Markt für Elektronik-Mietgeräte künftig entwickelt? Wagen Sie schon eine erste Prognose für uns?

Ich bin überzeugt davon, dass sich das Thema Miete in unserem Angebotsportfolio als feste Option integrieren wird. Neben dem Kauf und der Finanzierung wird die Miete eine feste Rolle miteinnehmen. Ich glaube zudem, dass sich das Sortiment, das wir mietfähig machen, ganz deutlich erweitern wird. Mit dem Ausbau unseres Mietangebots leisten wir künftig auch einen indirekten Beitrag zur Nachhaltigkeit, wenn Produkte mehrfach gemietet und damit die Lebensdauer verlängert wird.

Vielen Dank für das Gespräch!